Die Renteninitiative will das Rentenalter für alle erhöhen! Das ist ein radikaler Rentenabbau, der Normalverdienende bestraft: sie sollen noch länger arbeiten und mit noch tieferen Renten durchkommen müssen. Auch Frühpensionierungen in besonders harten Jobs sind mit der Initiative gefährdet. Unsicherheit und Arbeitslosigkeit steigen.
Argumente gegen Rentenalter 67
Die extreme Initiative führt zu Unsicherheit und Arbeitslosigkeit.
Schon heute haben Menschen über 55 auf dem Arbeitsmarkt schlechte Chancen. Und wenn es Jobs gibt, dann vor allem in der Temporärarbeit. Die Folge der Initiative wären noch mehr Unsicherheit, eine höhere Arbeitslosigkeit und ein Abrutschen in die Sozialhilfe. Und das nach einem Leben voller Arbeit.
Die Initiative ignoriert die Realitäten auf dem Arbeitsmarkt. Denn in vielen Berufen wird es für ältere Arbeitnehmende immer schwieriger. Die Lage hat sich vor allem bei den 60- bis 64-Jährigen verschlimmert: heute sind sie die Altersgruppe mit der höchsten Arbeitslosenquote und sie sinkt langsamer als bei den übrigen Altersgruppen.
In dieser schwierigen Situation müssen viele die Hoffnung einer Festanstellung begraben und einen Temporärjob annehmen. Die Zahl der älteren Arbeitnehmenden, die temporär arbeiten, hat sich in den letzten drei Jahren verdoppelt. Temporärarbeit bleibt oft eine Sackgasse. Und wenn es gesundheitliche Probleme gibt, ist niemand da, der den Betroffenen unter die Arme greift. Damit droht was bereits in anderen Ländern beobachtet werden konnte: die Erhöhung des Rentenalters würde mehr Personen in die Langzeitarbeitslosigkeit oder in die Sozialhilfe treiben.
Arbeiten bis zum Umfallen? Genug ist genug!
Gerade in Berufen, die harte körperliche Arbeit bedeuten, zum Beispiel im Bau, in der Pflege, aber auch in vielen anderen Branchen ist eine Erhöhung des Rentenalters schlicht unzumutbar.
Die Initiative enthält keinerlei Ausnahmen für Arbeitnehmende in gefährlichen oder beschwerlichen Berufen. Oder für Personen mit tieferen Einkommen und Bildungsabschlüssen. Obwohl sie viel weniger alt werden und häufig körperlich schon heute kaum bis zum Rentenalter arbeiten können.
Selbst das Parlament könnte bei Annahme der Initiative keine Ausnahmen oder besondere Frühpensionierungsmöglichkeiten für Personen in anstrengenden oder gesundheitsschädlichen Berufen beschliessen.
Dabei bräuchte es deutlich mehr Rentenregelungen für diese Arbeitnehmenden. Der einzige Lichtblick, den wir heute kennen sind kollektive Frühpensionierungsmodelle in besonders harten Branchen wie dem Bau und im Gewerbe. Doch auch dieser hart erkämpfte soziale Fortschritt wäre bei Annahme der Initiative in Gefahr.
Kürzungen sind unnötig. Der AHV geht es gut.
Die Lobbyisten von Banken und Versicherungen reden die AHV konsequent schlecht. In Wahrheit ist die AHV aber solide und verlässlich finanziert.
Die Angstszenarien haben sich nicht bewahrheitet. Der Bundesrat musste seine Berechnungsmodelle revidieren. Gemäss den offiziellen Finanzperspektiven wird die AHV im Jahr 2026 einen Überschuss von 3.5 Milliarden schreiben. Und die Reserven der AHV steigen jährlich von Rekord zu Rekord, sie sind bei 50 Milliarden und erreichen am Ende des Jahrzehnts gegen 70 Milliarden.
Warum geht es der AHV gut, obwohl es mehr RentnerInnen gibt? Weil unsere Wirtschaft immer produktiver wird und die Löhne steigen. Gleichzeitig beteiligen sich immer mehr Frauen am Arbeitsmarkt. Entsprechend steigen die Beiträge an die AHV. Das solide Finanzierungs-modell der AHV hat sich bewährt. Deshalb ist die höhere Lebenserwartung bereits grösstenteils finanziert. Denn die Lebenserwartung steigt mit dem Wohlstand.
Früher in Rente? Ein Privileg für Topverdiener.
Die höchsten Einkommen werden es sich leisten können, auch weiterhin früher in Rente zu gehen. Sie sind auf die AHV nicht angewiesen. Die Ungerechtigkeit nimmt weiter zu.
Die Zahl der Frühpensionierungen ging in den letzten Jahren spürbar zurück, auch weil die Pensionskassen sie immer seltener anbieten. Oder weil sie unbezahlbar wurden. Ein Blick in die Statistik zeigt: wer es sich leisten kann, geht früher.
Obwohl Frühpensionierten wegen ihrer vorzeitigen Pensionierung die Rente lebenslänglich gekürzt wird, ist ihre Rente viel höher als die Rente derjenigen, die bis zum regulären Rentenalter arbeiten müssen. Denn Topverdiener brauchen keine AHV für eine Frühpensionierung. In keiner Branche gibt es mehr davon als bei den Versicherungen und den Banken. Sie verdienen ihr Geld mit der privaten Altersvorsorge und gehen im Schnitt rund drei Jahre früher in Rente.
Eine Erhöhung des Rentenalters ist ausserdem ungerecht, weil dann genau jenen Menschen, die es bereits im Erwerbsleben schwierig haben, immer weniger Zeit im verdienten Ruhestand bleibt. Ein männlicher Top-Manager hat eine 13 Jahre höhere Lebenserwartung als ein Arbeitsloser.